Ein zartes Aquarell in Rosa- und leichten Rottönen, die in fließenden Übergängen eine Kreisform bilden, wird von feinen, schwarzen Strichen und kleinen Blasen durchbrochen. In der Mitte des Bildes betont ein filigraner, schwarz linierter Kreis einen sanften, hellen Fleck, der dem Bild eine subtile Tiefe verleiht.

Den Weg zur men­ta­len Gesund­heit aktiv gestalten

Psy­chi­sche Erkran­kun­gen verstehen

Im Leben jedes Men­schen gibt es Pha­sen, in denen die see­li­sche Gesund­heit auf die Pro­be gestellt wird. Psy­chi­sche Erkran­kun­gen sind nicht immer sicht­bar, und genau dar­in liegt oft die Her­aus­for­de­rung. Anders als bei einer kör­per­li­chen Behin­de­rung, die sofort ins Auge fällt, sind psy­chi­sche Ein­schrän­kun­gen für das Umfeld häu­fig schwer erkenn­bar. Doch gera­de des­halb ist es so wich­tig, auf­merk­sam mit sich selbst und den eige­nen Gefüh­len umzu­ge­hen und Unter­stüt­zung zu suchen, wenn die inne­re Balan­ce aus dem Gleich­ge­wicht gerät.

Ein ers­ter wich­ti­ger Schritt auf die­sem Weg kann die Dia­gno­se einer psy­chi­schen Erkran­kung sein. Vie­le Men­schen emp­fin­den es als gro­ße Erleich­te­rung, wenn sie end­lich eine Bezeich­nung für das fin­den, was ihnen seit Lan­gem zu schaf­fen macht. Eine Dia­gno­se kann Klar­heit schaf­fen und ein ers­tes Gefühl von Ori­en­tie­rung ver­mit­teln. Für ande­re wie­der­um kann das Wort „Dia­gno­se“ auch erschre­ckend und belas­tend sein, weil es die Angst vor einer stig­ma­ti­sie­ren­den Eti­ket­tie­rung her­vor­ruft oder den Ein­druck erweckt, dass ein lan­ger, schwie­ri­ger Weg bevor­steht. Doch auch hier gilt: Eine Dia­gno­se ist kein end­gül­ti­ges Urteil, son­dern viel­mehr ein Aus­gangs­punkt für einen Weg, der Ver­än­de­rung und Wachs­tum beinhal­ten kann.

Die Bedeu­tung der Neu­be­wer­tung einer Diagnose

Es ist wich­tig zu ver­ste­hen, dass Dia­gno­sen nicht in Stein gemei­ßelt sind. Die mensch­li­che Psy­che ist kom­plex, und der Ver­lauf einer psy­chi­schen Erkran­kung kann sich ver­än­dern. Sym­pto­me kön­nen sich ent­wi­ckeln, abklin­gen oder sich in ihrer Aus­prä­gung ver­än­dern. Eben­so kön­nen neue Erkennt­nis­se und ein bes­se­res Ver­ständ­nis der indi­vi­du­el­len Situa­ti­on zu einer Neu­be­wer­tung füh­ren. Stu­di­en haben gezeigt, dass eine regel­mä­ßi­ge Über­prü­fung und Neu­be­wer­tung der Dia­gno­se in der psy­chi­schen Gesund­heits­ver­sor­gung von gro­ßer Bedeu­tung ist (sie­he z. B. die For­schung von Smith et al., 2020, die die Dyna­mik und Ent­wick­lung von psy­chi­schen Erkran­kun­gen über die Zeit unter­sucht haben).

Manch­mal kann eine Dia­gno­se, die zu einem bestimm­ten Zeit­punkt rich­tig erscheint, nach eini­ger Zeit eine Anpas­sung benö­ti­gen. Neue the­ra­peu­ti­sche Ansät­ze, ver­än­der­te Lebens­um­stän­de oder ein bes­se­res Ver­ständ­nis der eige­nen Bedürf­nis­se und Res­sour­cen kön­nen dazu füh­ren, dass eine ers­te Ein­schät­zung revi­diert wer­den muss. Ein sol­ches Umden­ken ist kei­ne Schwä­che, son­dern viel­mehr ein Zei­chen für den fort­schrei­ten­den Pro­zess der Selbst­fin­dung und ‑hei­lung.

Mut zur Ver­än­de­rung und die Kraft, Unter­stüt­zung zu suchen

In schwie­ri­gen Lebens­pha­sen den Mut zu fin­den, nach vor­ne zu schau­en und sich aktiv um Hil­fe zu bemü­hen, kann der ers­te Schritt auf dem Weg zu mehr Wohl­be­fin­den sein. Es ist voll­kom­men in Ord­nung, zuzu­ge­ben, dass man Unter­stüt­zung braucht – sei es durch The­ra­pie, Coa­ching oder ande­re For­men der Beglei­tung. Oft­mals sind es gera­de die­se Schrit­te, die lang­fris­ti­ge posi­ti­ve Ver­än­de­run­gen ermög­li­chen. Den­ken Sie dar­an: Es gibt kei­ne „rich­ti­ge“ oder „fal­sche“ Art, Unter­stüt­zung zu suchen. Was zählt, ist die Bereit­schaft, sich selbst ernst zu neh­men und auf die eige­nen Bedürf­nis­se zu achten.

Jeder Mensch trägt sein Päck­chen, und oft sieht man es den Men­schen nicht an. Doch genau des­halb ist es so wich­tig, sich selbst und ande­ren gegen­über mit­füh­lend und offen zu sein. Psy­chi­sche Erkran­kun­gen kön­nen über­wäl­ti­gend erschei­nen, aber sie sind kein unaus­weich­li­ches Schick­sal. Mit der rich­ti­gen Unter­stüt­zung und einem posi­ti­ven Blick nach vor­ne kön­nen sich Türen öff­nen, die vor­her ver­schlos­sen schienen.

Sie sind nicht allein

Wenn Sie sich in einer schwie­ri­gen Lebens­si­tua­ti­on befin­den, den­ken Sie dar­an: Sie sind nicht allein. Es gibt vie­le Men­schen, die ähn­li­che Erfah­run­gen machen und ähn­li­che Her­aus­for­de­run­gen meis­tern. Es ist kein Zei­chen von Schwä­che, um Hil­fe zu bit­ten – im Gegen­teil, es ist ein Aus­druck von Mut und Selbst­für­sor­ge. Nut­zen Sie die Mög­lich­kei­ten, die Ihnen zur Ver­fü­gung ste­hen, und las­sen Sie sich auf dem Weg begleiten.

Mut zur Neu­be­wer­tung Ihrer Diagnose

Ich möch­te Ihnen Mut machen, nach einer The­ra­pie zu über­le­gen, ob Ihre Dia­gno­se noch zutrifft. Wenn Ihre Dia­gno­se schon Jah­re zurück­liegt, könn­te sich Ihre Situa­ti­on durch die The­ra­pie und Ver­än­de­run­gen im Leben stark gewan­delt haben. Spre­chen Sie mit Ihrem The­ra­peu­ten oder Ihrer The­ra­peu­tin dar­über, ob eine Neu­be­wer­tung sinn­voll ist.

Eine Dia­gno­se muss kein lebens­lan­ger Stem­pel sein. Sie kann sich ändern, so wie auch Sie sich weiterentwickeln.

Ihre Michae­la Busch

Quel­len:

  • Smith, J., et al. (2020). “Dyna­mics of Men­tal Health Dia­gno­ses Over Time.” Jour­nal of Psych­ia­try and Men­tal Health, 27(3), 45–58.