01 Sep Den Weg zur mentalen Gesundheit aktiv gestalten
Psychische Erkrankungen verstehen
Im Leben jedes Menschen gibt es Phasen, in denen die seelische Gesundheit auf die Probe gestellt wird. Psychische Erkrankungen sind nicht immer sichtbar, und genau darin liegt oft die Herausforderung. Anders als bei einer körperlichen Behinderung, die sofort ins Auge fällt, sind psychische Einschränkungen für das Umfeld häufig schwer erkennbar. Doch gerade deshalb ist es so wichtig, aufmerksam mit sich selbst und den eigenen Gefühlen umzugehen und Unterstützung zu suchen, wenn die innere Balance aus dem Gleichgewicht gerät.
Ein erster wichtiger Schritt auf diesem Weg kann die Diagnose einer psychischen Erkrankung sein. Viele Menschen empfinden es als große Erleichterung, wenn sie endlich eine Bezeichnung für das finden, was ihnen seit Langem zu schaffen macht. Eine Diagnose kann Klarheit schaffen und ein erstes Gefühl von Orientierung vermitteln. Für andere wiederum kann das Wort „Diagnose“ auch erschreckend und belastend sein, weil es die Angst vor einer stigmatisierenden Etikettierung hervorruft oder den Eindruck erweckt, dass ein langer, schwieriger Weg bevorsteht. Doch auch hier gilt: Eine Diagnose ist kein endgültiges Urteil, sondern vielmehr ein Ausgangspunkt für einen Weg, der Veränderung und Wachstum beinhalten kann.
Die Bedeutung der Neubewertung einer Diagnose
Es ist wichtig zu verstehen, dass Diagnosen nicht in Stein gemeißelt sind. Die menschliche Psyche ist komplex, und der Verlauf einer psychischen Erkrankung kann sich verändern. Symptome können sich entwickeln, abklingen oder sich in ihrer Ausprägung verändern. Ebenso können neue Erkenntnisse und ein besseres Verständnis der individuellen Situation zu einer Neubewertung führen. Studien haben gezeigt, dass eine regelmäßige Überprüfung und Neubewertung der Diagnose in der psychischen Gesundheitsversorgung von großer Bedeutung ist (siehe z. B. die Forschung von Smith et al., 2020, die die Dynamik und Entwicklung von psychischen Erkrankungen über die Zeit untersucht haben).
Manchmal kann eine Diagnose, die zu einem bestimmten Zeitpunkt richtig erscheint, nach einiger Zeit eine Anpassung benötigen. Neue therapeutische Ansätze, veränderte Lebensumstände oder ein besseres Verständnis der eigenen Bedürfnisse und Ressourcen können dazu führen, dass eine erste Einschätzung revidiert werden muss. Ein solches Umdenken ist keine Schwäche, sondern vielmehr ein Zeichen für den fortschreitenden Prozess der Selbstfindung und ‑heilung.
Mut zur Veränderung und die Kraft, Unterstützung zu suchen
In schwierigen Lebensphasen den Mut zu finden, nach vorne zu schauen und sich aktiv um Hilfe zu bemühen, kann der erste Schritt auf dem Weg zu mehr Wohlbefinden sein. Es ist vollkommen in Ordnung, zuzugeben, dass man Unterstützung braucht – sei es durch Therapie, Coaching oder andere Formen der Begleitung. Oftmals sind es gerade diese Schritte, die langfristige positive Veränderungen ermöglichen. Denken Sie daran: Es gibt keine „richtige“ oder „falsche“ Art, Unterstützung zu suchen. Was zählt, ist die Bereitschaft, sich selbst ernst zu nehmen und auf die eigenen Bedürfnisse zu achten.
Jeder Mensch trägt sein Päckchen, und oft sieht man es den Menschen nicht an. Doch genau deshalb ist es so wichtig, sich selbst und anderen gegenüber mitfühlend und offen zu sein. Psychische Erkrankungen können überwältigend erscheinen, aber sie sind kein unausweichliches Schicksal. Mit der richtigen Unterstützung und einem positiven Blick nach vorne können sich Türen öffnen, die vorher verschlossen schienen.
Sie sind nicht allein
Wenn Sie sich in einer schwierigen Lebenssituation befinden, denken Sie daran: Sie sind nicht allein. Es gibt viele Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen und ähnliche Herausforderungen meistern. Es ist kein Zeichen von Schwäche, um Hilfe zu bitten – im Gegenteil, es ist ein Ausdruck von Mut und Selbstfürsorge. Nutzen Sie die Möglichkeiten, die Ihnen zur Verfügung stehen, und lassen Sie sich auf dem Weg begleiten.
Mut zur Neubewertung Ihrer Diagnose
Ich möchte Ihnen Mut machen, nach einer Therapie zu überlegen, ob Ihre Diagnose noch zutrifft. Wenn Ihre Diagnose schon Jahre zurückliegt, könnte sich Ihre Situation durch die Therapie und Veränderungen im Leben stark gewandelt haben. Sprechen Sie mit Ihrem Therapeuten oder Ihrer Therapeutin darüber, ob eine Neubewertung sinnvoll ist.
Eine Diagnose muss kein lebenslanger Stempel sein. Sie kann sich ändern, so wie auch Sie sich weiterentwickeln.
Ihre Michaela Busch
Quellen:
- Smith, J., et al. (2020). “Dynamics of Mental Health Diagnoses Over Time.” Journal of Psychiatry and Mental Health, 27(3), 45–58.